Alte Schule Dobra
Alte Schule Dobra
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In der einstigen Dorfaue, mitten im Ortszentrum wird 1822 eine neue Schule für die Kinder von Dobra und den zwischen Dobra und Bad Liebenwerda gelegenen Gehöften, genannt Weinberge, gebaut. Die bisherige Schule in unmittelbarer Nähe ist in die Jahre gekommen. Damals werden 20 bis 30 Schüler unterrichtet. Neben dem Klassenraum wird eine Lehrerwohnung bestehend aus Stube und Kammer eingerichtet.

Doch die Einwohnerzahlen und somit die Anzahl der zu unterrichtenden Kinder entwickeln sich stärker als gedacht. Maßgeblichen Einfluss dabei hat der Ortsteil Neudobra, der nach seiner Erstbesiedlung um 1800 aufgrund der einsetzenden Industrialisierung eine rasante Entwicklung erfährt. Wenige Jahre nach dem Schulbau wird in den preußischen Amtsstuben klar, dass die kleine Dorfschule für Dobra, Neudobra und Weinberge zusammen zu klein ist. Die Zahl der Schüler ist in den 50 Jahren nach dem Schulbau auf rund 140 angestiegen. Es wird der Entschluss gefasst, dass knapp 60 Jahre alte Gebäude in weiten Teilen abzubrechen und am selben Standort ein größeres zu errichten. Nach nur fünf Monaten Bauzeit wurde im Spätsommer 1879 das neue Schulgebäude seiner Bestimmung übergeben. Gleichzeitig wurde für alle gut sichtbar der Spruch für die heranwachsende Generation "Was der Mensch säet, das wird er ernten" in Stein gemeißelt.
Im Erdgeschoss wird ein großer Klassenraum eingerichtet – anfangs für die typische einklassige Dorfschule, in der Kinder in "Haufen" ohne altersmäßige Gruppierung unterrichtet werden, später für einen zweiklassigen Schichtunterricht aller acht Schuljahre (Schuljahre 1 bis 4 und 5 bis 8). Die weiteren Räume im Erdgeschoss dienen dem Lehrer als Wohnung. Das Obergeschoss enthält für den Lehrer eine Dachstube. Die restliche Fläche ist nicht ausgebaut und wird ausschließlich als Materiallager verwendet. Versuche der Lehrer, die Wohnung im gesamten Erdgeschoss einzurichten und den Unterricht in das Obergeschoss zu verlagern, werden seitens der Behörden abgelehnt. Vielmehr werden im Laufe der Zeit Räume zur Erweiterung der Lehrerwohnung im Obergeschoss geschaffen.

Mit dem Lehreramt ist die Aufgabe des Kirchendienstes (insbesondere das Läuten der Glocken bzw. die Läutebeaufsichtigung) verbunden. Darüber hinaus bewirtschaftet er den Schulgarten, eine Wiese mit Obstbäumen am Dorfausgang, und hält sich zum Lebensunterhalt ein Schwein. Das Gebäude, welches als Viehstall und später ergänzt um eine Waschküche genutzt wird, stammt noch aus der Zeit der ersten Schule. Die große Scheune wird Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Das dritte Nebengebäude ist der Abort für Lehrer und Schüler. Zur Verbesserung der sanitären Situation wird Mitte der 1930er Jahre dieser neu errichtet.
Dieser Gebäudebestand und deren Nutzung bleiben im Wesentlichen bis Anfang der 1960er Jahre unverändert. Im Laufe der Jahrzehnte erfolgt eine stetige, jedoch bedachtsame Anpassung der Gebäudehülle und der räumlichen Aufteilung entsprechend des Zeitgeistes, des technischen Standards und sich ändernder Nutzungsbedarfe. Der Charakter eines Gründerzeitbaus mit Jugendstilelementen bleibt jedoch erhalten.

Dies ändert sich in den 1960er Jahren. Mit dem bildungspolitischen Beschluss der DDR, bis 1959 das rückständige Landschulwesen in Form von Einklassenschulen und Mehrklassenunterricht abzuschaffen, erfolgt ab 1951 sukzessive das Herauslösen beginnend mit den höheren Klassenstufen aus der Dobraer Dorfschule und Überleiten in die Schulen nach Bad Liebenwerda. Der gewonnene Platz aufgrund geringerer Schülerzahlen und verbunden mit einem Anbau an das Schulhaus wird zum Einrichten eines Schulhorts verwendet. Mit der Auflösung des Schulbetriebs ab 1970 erfolgt eine geänderte Nutzung als Kindergarten. Dabei kommt es bautechnisch zu maßgeblichen Eingriffen in die Gebäudeoptik, so dass die historische Gestaltung nachhaltig verloren geht. Auch die Raumaufteilung wird durch die neue Zeit wesentlich beeinflusst.
Anfang der 1990er Jahre findet die Kinderbetreuung in diesem Gebäude ein Ende. Fortan müssen die Dobraer Kinder in die Tageseinrichtung im Nachbarort Zeischa gehen. Das Gebäude wird lediglich für einzelne Termine im Jahr durch die Vereine des Ortes genutzt. Zudem mangelt es an einer nachhaltigen und finanzierbaren Entwicklungsperspektive.
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